Bereits zum Jahresende 2017 kam seitens der Einsatzabteilung der Wunsch auf, für die eigene Sicherheit im Atemschutzeinsatz Totwarngeräte anzuschaffen.
Da der Atemschutzeinsatz viele Gefahren birgt, die ohne die Verwendung von umluftunabhängigen Atemschutzgeräten innerhalb kürzester Zeit zum Tode führen, bedarf es einer Möglichkeit bei dem unverhofften Eintreten eines Atemschutznotfalls der eigenen Feuerwehrkameraden unverzügliche Hilfe zukommen zu lassen. Dies gestaltet sich aufgrund des dichten, schwarzen Rauches in z.B. einer brennenden Wohnung sehr schwierig, da die Sichtverhältnisse im Brandraum nur wenige Zentimeter betragen. Eine schnelle Orientierung in einer vollkommen fremden und mit Brandrauch gefüllten Umgebung ist nicht möglich. Die Suche sowie das Auffinden des verunfallten Kameraden kann dadurch einige Zeit in Anspruch nehmen. Jedoch zählt jede Sekunde, da die Atemluftreserven des Verunfallten stetig geringer werden, bis es schließlich dazu kommt, dass der hilfebedürftige Kamerad im giftigen Brandrauch seine Atemschutzmaske absetzen muss, weil ihm keinerlei Luft mehr zur Verfügung steht und ihn der Atemreflex dazu zwingt.
Sein Trupppartner kann ihm in dieser Situation nur sehr eingeschränkt helfen, wenn man annimmt, dass der betroffene Kamerad bewusstlos oder sogar durch Trümmerteile eingeklemmt ist. Ihm ist es nicht möglich seine eigene Atemluft zu teilen oder selbstständig einen schweren, leblosen Körper aus dem Gefahrenbereich zu bringen.
Für diese Situationen eines Atemschutznotfalls steht grundsätzlich bei jedem Atemschutzeinsatz ein Sicherheitstrupp, bestehend aus mindestens zwei Feuerwehrmännern, in Bereitschaft, um unverzüglich auf solch ein Ereignis reagieren zu können. Er begibt sich mit einem separaten Atemschutznotfallset, welches aus einer Atemschutzflasche, einer langen Atemluftleitung, Bandschlingen zum Ziehen einer Person, Werkzeug zum Durchtrennen von verknoteten Seilen und Bändern sowie einem Tragetuch besteht, sofort auf die Suche nach dem vermissten Kameraden. Da sich dies wie geschildert durch sehr schlechte Sichtverhältnisse äußerst schwer gestalten kann, stellt das Totwarngerät eine sehr große Hilfe dar.
Schon vor dem Beginn des Atemschutzeinsatzes wird das Totwarngerät einsatzbereit geschaltet, indem ein Schlüssel entfernt wird und sich das Gerät startet. Ab diesem Zeitpunkt überwacht es dauerhaft, ob sich der Atemschutzgeräteträger bewegt. Ist dies nicht der Fall, weil z.B. die Kameraden in einer Position verharren oder ein medizinischer Notfall eingetreten ist, gibt das Gerät nach ca. 25 Sekunden Bewegungslosigkeit einen akustischen und optischen Voralarm. Der Voralarm kann durch die Bewegung der Kameraden sofort deaktiviert werden und das Gerät führt dann seine Überwachung fort. Sollte jedoch auf den Voralarm keine Reaktion erfolgen, ertönt nach weiteren 10 Sekunden ein wesentlich lauterer, unüberhörbarer akustischer Hauptalarm. Dieser kann nur durch das Einstecken des Schlüssels, welcher vor dem Betreten des Brandraums beim Einsatzleiter abgegeben wurde, deaktiviert werden. Der laute Signalton des Totwarngerätes ermöglicht es dem Sicherheitstrupp sehr schnell eine akustische Ortung des hilfebedürftigen Kameraden vorzunehmen und in kürzester Zeit bei ihm zu sein, um sofort eine neue Atemluftversorgung sicherzustellen. Danach kümmert er sich um die Rettung und einen schnellstmöglichen Abtransport aus dem Gefahrenbereich heraus. Anschließend wird er dem Rettungsdienst/Notarzt vorgestellt.
Des Weiteren bietet das Totwarngerät die Möglichkeit in zwei verschiedenen Alarmstufen vor zu hoher thermischer Belastung zu warnen. Die erste Alarmstufe weist daraufhin die Umgebungstemperatur möglichst rasch herunter zu kühlen. Erfolgt dies nicht bzw. ist der Temperaturanstieg zu rasant, ertönt der Haupalarm und der eingesetzte Trupp sollte sich umgehend zurückziehen.
Eine Notwendigkeit und der vorteilbringende Nutzen der Totwarngeräte stehen somit außer Frage. Der Förderverein der Stadtteilfeuerwehr Dresden-Niedersedlitz e.V. beriet sich daher mit der Einsatzabteilung über ein geeignetes Modell und die notwendige Anzahl der zu beschaffenden Totwarngeräte. Daraufhin wurde die Anschaffung von elf Totwarngeräten der Firma Dräger mit der Bezeichnung „Bodyguard 1000“ beschlossen. Allen Beteiligten war es wichtig, dass alle elf Atemschutzgeräte auf dem Löschzug mit einem Totwarngerät ausgestattet werden. Daraufhin wurden Angebote eingeholt und ein Plan über die Finanzierung aufgestellt. Durch die großzügigen Spenden vieler Besucher des Feuerwehrfestes 2018 und einem Eigenanteil seitens des Feuerwehrfördervereins konnte die Anschaffung in Höhe von 1649,34 € realisiert werden.
Zum Ausbildungsdienst am 24. Mai 2018 wurden die Geräte in Empfang genommen. Es erfolgte eine Einweisung durch den Atemschutzbeauftragten zur korrekten Handhabung und den Umgang mit den Geräten. Diese standen schließlich ab dem 26. Mai 2018 in vollem Umfang zur Verfügung. Dies war kein Tag zu früh, denn bereits am darauffolgenden Tag kamen sie das erste Mal zum Einsatz. Im Ortsteil Leuben wurde die Stadtteilfeuerwehr Niedersedlitz zum Brand eines leer stehenden Gebäudes alarmiert. Dabei wurden zwei Trupps zur Brandbekämpfung im Innen- und Außenangriff eingesetzt. Die thermische Belastung war so hoch, dass die Warneinrichtung vor der sehr hohen Temperatur im Brandraum und der Umgebung des Gebäudes warnte. Seitdem kommen die Geräte bei jedem Atemschutzeinsatz zur Anwendung und bieten den Kameraden eine wesentlich größere Sicherheit, um hoffentlich von jedem Einsatz gesund wieder zur Familie zurück zukommen.
Wir als Förderverein sind stolz unserer Einsatzabteilung der Stadtteilfeuerwehr Niedersedlitz, vor allem durch die vielen Spenden unserer Besucher vom Feuerwehrfest 2018, durch die Anschaffung der elf Totwarngeräte einen großen Beitrag ihrer Sicherheit geleistet zu haben.
Wir danken herzlich allen Spendern, die sich an der Finanzierung dieses Vorhabens beteiligt haben und sich für die Stadtteilfeuerwehr Dresden-Niedersedlitz einsetzen.
(Text: Robert Jäger; Vorstandsmitglied und Einsatzkraft Feuerwehr)